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Veiglbergler Neufahrn

Sepp Mayer
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Lehrer

Josef Vogl

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Persönlichkeiten  

Eng verbunden ist Neufahrn mit der Entstehung des ersten Trachtenvereins in Bayern. Denn wenn von der Gründerzeit der Trachtenbewegung gesprochen wird, taucht meist auch der Name des Bayrischzeller Lehrers Josef Vogl. Viele fragen sich nun: „Wer war denn dieser Mann, und was hat ein Lehrer mit der Trachtensache zu tun?“

Josef Vogl wurde am 22.06.1848 um 11.00 Uhr abends im Lehrerhaus in Emmering als 4. Kind des Lehrers Anton Vogl und dessen Frau Walburga (geb. Schwägerl) geboren. Anton Vogl war seit 1843 in Emmering als Lehrer tätig, und übte auch den Mesnerdienst in Emmering aus. Im Schulhaus wurde nebenbei noch ein Kramerladen und eine Branntweinschenke betrieben.

Nach dem Besuch der Volksschule in Emmering wählte auch Josef, wie bereits seine beiden älteren Brüder Bonifaz (geb. 1837) und Ludwig (geb. 1843) den Beruf seines Vaters und wurde Lehrer. Er besuchte die Präparandenschule in Rosenheim und das Lehrerseminar in Freising, welches er 1870 abschloss.

Vom 22. September 1870 bis zum 29. Januar 1876 war Vogl mit einer kurzen 11-tägigen Unterbrechung (wo er eine Lehrstelle in Hohenlinden zu versehen hatte) als Lehrer in Grafing tätig. Anschließend war er bis zum 11. 1. 1879 in Neufahrn bei Wolfratshausen tätig. Zur Sicherung seines Lebensunterhaltes übernahm Vogl in Neufahrn auch den Kirchendienst und die Gemeindeschreiberei.

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Während dieser Zeit in Neufahrn lernte Vogl auch seine spätere Frau Ursula Kölbl (Bäckermeisterstochter aus Wolfratshausen) kennen und lieben. Als er Vaterfreuden entgegensah, bat Vogl die königlich-bayrische Regierung um die Erteilung der dienstlichen Verehelichungsgenehmigung, die am 11. 1. 1879 erteilt wurde.
In der Hl. Kreuz – Kirche in München-Giesing wurden Ursula Kölbl und Josef Vogl am 28.1.1879 getraut. Aus der Ehe gingen die vier Kinder Fritz, Ludwig, Ursula und vier Tage nach dem Tod von Josef Vogl noch der Sohn Baptist hervor.


Seine nächste Lehrstelle nach Neufahrn war in Bayrischzell welche auch seine letzte sein sollte und wo er bis zum 2. April 1885 unterrichtete. In diese Zeit fällt auch die Pioniertat Josef Vogls, die ihn für alle Trachtler unvergessen macht. In der Erkenntnis, dass durch die einsetzende Industrialisierung das überlieferte Gewand von der aufkommenden Mode verdrängt werden könnte, tat Vogl den entscheidenden Schritt.

Bei einem Stammtischgespräch anfangs des Jahres 1883 meinte er, er würde sich gerne eine kurze Lederhose machen lassen, wenn noch jemand mitmachen würde. Da sich dann der Hausmeister Max Schreiner, die Postboten Max Acher und Johann Foisinger, der Zimmerer Sebastian Hausberger und der Mesner Martin Staudacher auch dazu bereiterklärten, meinte Vogl: „Wißts wos, gründ’ ma an Verein!“ Dieser Vorschlag wurde in die Tat umgesetzt und der „Verein zur Erhaltung der Volkstracht.

im Leitzachthal“ gegründet. Vogl selbst übernahm dabei den Posten als Vorstand und Schriftführer.
Die Reaktion gegenüber den wackeren Mannsbildern war gemischt: Auf der einen Seite viel Beifall für die Idee eines Trachtenerhaltungsvereins, auf der anderen Seite aber auch Ablehnung: die „Kurzhösler“ durften damit nicht in die Kirche gehen, ließen sich dadurch aber nicht unterkriegen. Der neue Verein bekam immer mehr Zulauf und die anerkennenden Worte seiner kgl. Hoheit, des Prinzen Arnulf von Bayern für die Genehmigung der vorgelegten Satzung gaben Mut und Auftrieb. Bald kam es zu weiteren Vereinsgründungen entlang der Alpenkette und bald im ganzen Land.

Vogl reichte am 10.März 1885 aus familiären Gründen ein Gesuch um Entlassung aus dem Schuldienst mit der Möglichkeit einer evtl. Rückkehr ein. Als Begründung führte er an: „Mein Schwiegervater erwarb eine Wirtschaft. Ich soll das Anwesen übernehmen. Ich werde dies zu tun gezwungen sein, um meinem Schwiegervater und damit meiner Ehefrau, welche noch einen Teil ihrer Mitgift zu erhalten hat, materiellen Schaden zu verhindern.“ Sein Gesuch wurde angenommen. Die Familie Vogl verließ Bayrischzell und übernahm am 29.4.1885 die Tafernwirtschaft mit Metzgerei in Baiernrain. Der Schwiegervater hatte die Wirtschaft erworben, aus dem seine Ehefrau stammte. Lange währte das Wirt sein von Vogl nicht, denn bereits am 22.6.1886 verstarb er an einem Lungenleiden.

1952 wurde neben seinem Grab an der Kirchenmauer in Baiernrain von den „Vereinigten“ (Anm.: die Vereinigten Bayrischen Trachtenverbände waren der Vorläufer des heutigen „Bayrischen Trachtenverbandes“) eingeweiht, die die folgende Inschrift trägt:

Die Saat ging auf, zuerst verlacht
Nun ist Dein Werk in Ehren.
In treuer Hut sind Sitt’ und Tracht,
dank Deinem Wort und Lehren.
Treu dem Guten alten Brauch.

Zum 100. Todestag kamen die ältesten Trachtenvereine Bayerns, unser Neufahrner Verein und Abordnungen aller Gauverbände nach Baiernrain, um in einer Feierstunde des Gründers zu gedenken. Aber auch in Bayrischzell bleibt das Wirken von Josef Vogl unvergessen – 1933 wurde ein ihm gewidmetes Denkmal eingeweiht und später auch eine Straße nach ihm benannt. Hier in Neufahrn bei Egling wurde 1965 eine Gedenktafel an der Kapelle – und 1992 an seinem Geburtshaus bei Emmering – ein Gedenkstein (Findling aus Bayrischzell) für Josef Vogl eingeweiht.

 

 

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