Kirche St. Johannes des Täufers - Neufahrn r.d.Isar
Über JOHANNES DEN
TÄUFER" heißt es in der Bibel, Lukas 7,27: „Ja, ich sage euch, er ist mehr als
ein Prophet. Er ist es, von dem es in der Schrift heißt: „Siehe, meinen Engel sende ich
vor dir her. Er soll vor deinem Angesicht einhergehen und dir den Weg
bereiten. Ja, ich sage euch, unter den von Frauen Geborenen gibt es keinen
größeren Propheten als Johannes. Und doch ist das unterste Wesen im Reiche
Gottes größer als dieser."
Geschichtlicher Hintergrund
Neufahrn ist ein Ortsname, den wir
sieben Mal im Freistaat Bayern finden. Zwei Siedlungen Neufahrn befinden sich in
diesem Bezirk sehr nahe beieinander, Neufahrn r.d.Isar und Neufahrn l. d. Isar. Der
Name Neufahrn bedeutet, dass in der Nähe älterer Siedlungen eine neue Siedlung,
Neufahrn, gegründet wurde. Verschiedentlich schrieben sie sich auch Neufarn. Unser Neufahrn
r. d. Isar liegt auf einem Moränenhügel östlich der Pupplinger Au. Wir wissen, dass im
Sommer des Jahres 15 v. Chr. die Römer den Westen des heutigen Südbayern
eroberten. Sie gründeten eine Provinz Raetien mit der Hauptstadt
Augsburg. Die Römer blieben bis ungefähr Ende des 5. Jhs. in unserem Gebiet. Es
gibt wenig Funde aus dieser Zeit.
Schon zur Zeit der Römer wurde in den
Gebieten christianisiert, doch nicht von dauerhaftem Erfolg. Im 7. Jahrhundert
begannen irische, angelsächsische und schottische Mönche ihre Missionsarbeit im
jetzigen Bayern. Der bedeutendste Missionar unter ihnen war Winfried, der während
eines Aufenthalts in Rom den lateinischen Namen Bonifatius erhielt. Dieser Name ist zusammengesetzt aus bonum
das Gute und entweder fateri bekennen oder fatum Schicksal. Darüber ist man sich nicht
einig. Bonifatius (672/73-752) gründete nach seiner dritten Romreise im Jahre 739 das
Bistum Freising, wozu auch die Gemeinde Neufahrn r. d. I. gehört. Auch
Salzburg, Regensburg, Passau sind auf Bonifatius zurückzuführen.
Gemäß der Forschung nimmt man an, dass es schon in dieser frühen Zeit
eine JOHANNES-TAUFKIRCHE
in Neufahrn gegeben hat. Nach den Eintragungen muß man annehmen, dass Neufahrn schnell an Bedeutung gewann. Im Jahre 1107 wird berichtet,
dass das Kloster Tegernsee Waren aus Neufahrn bezieht.
Neufahrn wird in einer Akte im Archiv des Erzbistums München-Freising im Jahre 1140 mit einem lateinischen
Text „documentiert" mit Wulfilus de Nivarn.
Dieser trat als Zeuge bei einem Gerichtsstreit in Tegernsee auf. 1157 wurde Neufahrn von Grafen von Andechs verwaltet.
Damals wurden auch Getreidemärkte
(Schrannenmärkte) abgehalten.
Im Jahre 1315 wird eine Kirche St. Johannes d.T in Neufahrn als
Filialkirche von Deining in den Urkunden erwähnt.
Allein aus diesen wenigen Daten ist zu schließen, dass es im Laufe der
Jahrhunderte
immer eine Kirche St. Johannes in Neufahrn gegeben hat, sonst wäre das Dorf für
das Kloster Tegernsee nicht von Bedeutung gewesen und es hätten auch
nicht diese engen Beziehungen zwischen Neufahrn und dem Kloster Tegernsee
bestanden.
Entsprechend den Bedingungen der Zeit waren die frühen Kirchen in Neufahrn, wie
allgemein üblich in den Dörfern, aus Holz errichtet und waren dadurch sehr
anfällig gegen Witterung und Feuer. Sie mußten immer wieder repariert und
erneuert werden.
Die in manchen Schriften erscheinende Angabe, dass die Kirche in
Neufahrn r. d. I. 1206 erbaut wurde, beruht auf einer Verwechslung. Dieses
Baudatum gehört
zu St. Martin in Neufahrn l. d. I. Die Kirche in Neufahrn r. d. I. wird schon früher
erwähnt.
Um 1400 hatte man den Wunsch, eine neue schöne und große Kirche aus Stein zu bauen. Das
war der Baubeginn der Kirche, die jetzt noch steht. Im Jahre 1538 werden
in dem Steuerbuch des Landgerichts Wolfratshausen 20 Anwesen in Neufahrn aufgeführt, die in
diesem Jahr Steuern zahlen mußten. Die
Schreibweise war zu dieser Zeit noch „Neufarn". Die Namen dieser Steuerzahler sind:
Wilhalm Rest - weilent Hannsen Resten Erben - Hanns Hanifstingl - Martin Schmid
- Jörg Ostermair - Jörg Frumher - Valtein Schneider- Hanns Zehentmair ;Leonhart Lechner -
Hanns Holzmair - Oswold Gäms –Bastian Kirchlechner -Hanns Nidermair -
Joseph Mesner - Hanns Kopp - („Vahrnuß und Schmiedzeug" ) - Wolf
Rieger - Lienhart Täber? - Hanns Mair - „Fetter Frieauff ist für sich selbst gefreit"
(seine Ehalten (Eigentum) werden steuerlich erfasst.)
Die Grundherren kann man aus dem Scharwerkbuch von 1585 des Landgerichts
Wolfratshausen ersehen. Es werden dort u.a. genannt die Klöster Tegernsee und Dietramszell, die Kirchen
Ergertshausen, Neufahrn und Puppling, das
Heiliggeistspital in München, eine Messestiftung (Benefizium) der ehemaligen Wallfahrtskirche Ramersdorf bei
München und der bayerische
Landesfürst, Herzog Wilhelm V.. Man weiß nicht, ob die im Scharwerkbuch
genannten schon im Jahre 1538 alle Eigentümer waren und noch weniger ist bekannt, ob sie es bei Baubeginn der
steinernen Kirche um 1400 waren. Doch
ist wichtig sich zu vergegenwärtigen, daß noch ca. 100 Jahre nach Baubeginn der jetztigen Kirche immer noch
nicht mehr als 20 steuerpflichtige
Anwesen im Ort waren.
Für das Jahr 1585 wird bemerkt: „in diese filial ist auch ein wochenmeß
gestiftet,
welche ein jeder Kaplan von Deining verrichten muß, darvon gibt man jährlich 2 fl."
Am 18. November 1817 hatte Neufahrn 26 Häuser und 129 Seelen. Gemäß
einer Beschreibung fand im Jahre 1884 Gottesdienst jeden 3. Sonntag im Monat statt,
ferner am Patroziniumssonntag, am Sonntag nach St. Magdalena, am
Rosenkranzsonntag, am Feste St. Benno und Peter und Paul; am allgemeinen
Kirchweihfeste war abwechselnd mit Ergertshausen Gottesdienst; am 3.
November für die Verstorbenen Christgläubigen. Stiftungen: 2 Jahrämter und 6
Jahrmessen.
Der Lehrer von Neufahrn war gleichzeitig Mesner und Kantor. In der
Schule waren 64 Werktags- und 21 Feiertagsschüler. Das sogenannte Rentvermögen der Kirche betrug
15462 Mark und 62 Pfennig. Heute gehört gemäß Eintragung in dem
„SCHEMATISMUS 1996/1997 der Erzdiözese München und Freising" die Kirche St.Johannes d.T.
Neufahrn r. d. I. als
Filialkirche zur Pfarrei Egling. Egling gehört zum Dekanat Wolfratshausen.
Gemäß einer
Urkunde, unterzeichnet vom Erzbischof von München und Freising, wurde jedoch Egling am 1. Juni 1955 zu einer selbständigen
Pfarrei erhoben. Bis zu diesem
Zeitpunkt gehörte Neufahrn zur Pfarrei Deining.
Kirchenbau und Führung durch die
Kirche
Der Bau der jetzigen Kirche St.
Johannes d.T. r. d. I.
Wie schon in dem Kapitel „Historischer Hintergrund"
erwähnt, glaubt man, daß es schon seit der Zeit von Bonifatius (672-752),
oder kurz danach, immer wieder eine Kirche Johannes d.T. in Neufahrn gegeben
hat. Diese frühen Kirchen, größtenteils aus Holz gebaut, mußten mehrfach erneuert werden. Um das Jahr 1400
wollte man eine dauerhafte Kirche aus Stein errichten. Man begann, wie damals
üblich, mit dem Turm. Um höchstmögliche Festigkeit zu erreichen, benutzte
man als Fundament für diesen Turm Reste eines Römerturms.
Die Römer hatten auf den Höhen ihres Gebietes Türme
errichtet, um sich durch Feuerzeichen gegenseitig vor Feinden zu warnen und
zu verständigen. Wie hoch hinauf dieses römische Fundament im jetzigen Turm reicht, ist leider nicht mehr
genau feststellbar. Ob schon ein Turm für frühere Kirchen errichtet wurde,
wissen wir auch nicht. In den Jahren um 1400 verwendete man für den Turm
Tuffsteinquader. Tuffstein ist in diesem Gebiet zu finden und hatte deshalb
kurze billige Transportwege. Im 16. Jh. wurde der Turm in Backstein erhöht und
bekam ein steiles Satteldach.
Das spätgotische Langhaus der jetzigen Kirche wurde ca. 1430 auch
in Tuffsteinquadern errichtet. Es hat
ebenso wie der Turm ein steiles Satteldach. An der Südwand steht ein Kreuz mit
der schmerzhaften Maria, wobei Maria, 2.
Hälfte 18. Jh., Joseph Krinner aus Wolfratshausen zugeschrieben werden kann. Der Korpus Christi stammt aus der Zeit um
1900, er ist Gusseisen farbig gefasst. Das Kreuz ist überdacht und trägt eine
ornamental geschweifte Dachverblendung.
An der Nordseite stößt die Sakristei mit einem Pultdach an den Turm. Das Außenfenster im
Osten vom Chor und die drei Fenster an der Südseite sind spitzbogig. Sie gehören zum
ursprünglichen Bau. An der Nordseite wurden
die rundbogigen Fenster nachträglich ausgebrochen. Man geht in die Kirche durch die gotische VORHALLE, auch VORZEICHEN genannt, an
der Südseite. Ihr Pultdach geht in das Kirchendach über. In der Eingangshalle ist eine ölbergische
aus dem beginnenden 18. Jh. Diese hat einen gemauerten Sockel mit drei Segmentnischen,
die als Ossuarium dienten.
Der Eingang zur Vorhalle hat einen
abgeflachten Bogen, während die Türöffnung von der Vorhalle zur Kirche einen
spitzbogigen Abschluss hat, also älter ist. Die Vorhalle hat ein
Kreuzrippengewölbe.
Die Darstellung „CHRISTUS AM ÖLBERG" ist hinter
einem neuen Gitter. Man zeigte diese Szene schon verschiedentlich im 15.
Jh., doch seit Anfang des 16. Jhs. gehören plastische Ölberggruppen zur üblichen
Kirchenausstattung. Der betende Erlöser ist in der Mitte vorn auf Steinen
kniend dargestellt. Die Figur ist aus Holz geschnitzt und gefasst. Es ist die
Situation vor seiner Gefangennahme, Christus in der Todesangst. Der Engel mit
dem Kelch des Leidens, (1.
Hälfte 18. Jh., Holz gefasst) steht rechts schräg im Hintergrund. Die schlafenden Jünger an der linken Wand und die aus
dem Stadttor kommenden Häscher an
der Rückwand sind in Fresko dargestellt. Im Hintergrund eine Landschaft mit dem Fluss des Lebens, der
sich in der Ferne verliert. Den einzelnen Baum neben dem Engel kann man
als den Baum des Lebens deuten. Über der
Grotte steht auf einem Spruchband: „ IT S möglich, so gehe dieser Kelch von mir, doch nicht wie ich will,
sondern Du willst." Matth. 25,3 Neben
der Kirchentür hängt eine ARMESEELENTAFEL, bäuerlich, wohl 1. Hälfte 19. Jh. Diese ermahnt alle Besucher für
die armen Seelen im Fegefeuer ein
Vaterunser zu beten.
Die KIRCHENTÜRE ist aus Fichtenholz mit fünf Eisenbändern
beschlagen und einem Ring und Schlössern, 17. Jh.
St.
JOHANNES d.T. ist eine CHORTURMKIRCHE
Das bedeutet, dass der Gottesdienst ursprünglich im
Erdgeschoß des Turmes abgehalten wurde. Bei einer Chorturmkirche steht der
Turm meist an der Ostseite in der Hauptachse
des Langhauses, sehr selten an der Westseite. Chorturmkirchen
errichtete man seit der frühen Gotik. Diese Bauform bot die Möglichkeit
einen Kirchenbau mit relativ geringen finanziellen Mitteln zu beginnen und später
zu erweitern.
Der Turm von St. Johannes hat einen
quadratischen Grundriss. Ganz oben im Turm ist an der Nord- und an der Südseite ein
spitzbogiges Doppelfenster und ein Fenster in der Ostseite eingelassen. Das Dach
des Turmes und das Kirchturmdach sind mit roten Bibern gedeckt.
Im Turm ist seit 1963 ein elektrisch angetriebenes
Uhrwerk, das seit 1987 durch Funkimpulse von Frankfurt ferngesteuert wird.
Früher stand im Turm eine Handkurbeluhr von Joh. Neher,
München. Georg Mayr schreibt dazu: „1883 den 23ten September hat unser Kirchenuhr das erste mal seine
stunden Geschlagen sie kostet 1300 M." Georg Mayr wurde 1812 geboren und war
Zimmerer und Mesner in Neufahrn. Seine Chronik erfasst die Zeit von 1812 bis 1883.
Auch ein Glockenstuhl in Stahlkonstruktion
an dem vier Glocken hängen befindet sich seit 1963 im Obergeschoß. Vorher war dort
ein Glockenstuhl aus Fichtenholzbalken,
den Georg Mayr gearbeitet hatte. Das erste in den Archiven erwähnte, 1863 erworbene Glockenspiel von drei Glocken wurde im 1. Weltkrieg bis auf eine Glocke
eingeschmolzen. 1923 wurde von der Gemeinde als Ersatz ein neues Glockenspiel
von zwei Glocken erworben. Somit war
wieder ein Geläute von drei Glocken im Turm.
Von diesen beiden früheren Glockenspielen haben wir eine
genaue Beschreibung in den Archiven.
Über das erste Glockenspiel von 1863, heißt es:
„Sie trugen alle drei die gleiche Inschrift: „Ex Sumptibus Communitatis
Neufahrn fusa ab Antonio Oberacher in Reichenhall. Anno Dom. 1863." (d.h.
gegossen von Antonio Oberacher in Reichenhall dank einer großherzigen Stiftung der Bürger von Neufahrn. Im
Jahre des Herrn, 1863). Auf der
ersten Glocke war auch noch zu lesen: „Jesu Fili Dei miserere mei" (Jesus,
Gottes Sohn, erbarme dich meiner); auf der zweiten: „Ave virgo gloriosa inter omnes speciosa" (Sei gegrüßt, glorreiche und
unter allen erhabene Jungfrau) und
auf der dritten: „Ite ad Joseph" (Geht zum hl. Josef). Der Taufname Joseph
wurde in Neufahrn schon 1538 vergeben. Allgemein ist dieser Taufname erst z. Zt. Herzog Maximilians von
Bayern, der 1623 die Kurwürde als
Maximilian I. erlangte, üblich geworden.
Über das zweite,1923 erworbene Glockenspiel
heißt es in den Archiven in einer
Note vom 4. III. 1923 vom katholischen Pfarramt Deining an das erzbischöfliche Ordinariat München:
„Der Glockengießer Oberascher in München wurde von der Gemeinde Neufahrn beauftragt zur Lieferung von zwei Glocken
im Gewicht von 890 kg mit den Tönen
Gis und H, welche mit der bereits vorhandenen alten Glocke Ton E harmonieren.
Auf den neuen Glocken werden folgende Bilder angebracht. Auf der einen Glocke das Bild der
unbefleckten Empfängnis mit der Inschrift: Ave virgo gloriosa, inter omnes
speciosa - ferner der hl. Bernhard und der sterbende Krieger.
Auf der anderen Glocke der hl. Joseph mit der Inschrift: Ite ad Joseph,
dann der Schutzengel und der
hl. Sebastian. Am Schlagring ist dann noch die Inschrift angebracht: Ex Sumptibus communitates Neufahrn r. I. Ich
ersuche um die hierzu erforderliche
oberkirchliche Genehmigung und bitte um die Vollmacht zur Weihe dieser Glocken ...... In tiefster Ehrfurcht,
ehrerbietigst, gehorsamst Veicht,
Pfarrer in Deining."
Die vorgesehenen Bilder und Inschriften sollten also denen auf dem eingeschmolzenen
Glockenspiel von 1863 möglichst ähnlich sein. Die Änderung der Adresse und der
Schreibweise des Namens des Glockengießers Oberascher ist damit zu erklären,
daß es die nächste Generation ist, die von Reichenhall nach München übersiedelt
war. Das genaue Lieferdatum dieser 1923 bestellten Glocken kennen wir nicht.
Doch auch das Glockenspiel von 1923 musste
wiederum im 2. Weltkrieg bis auf eine kleine Glocke eingeschmolzen werden.
Diese, der Gemeinde verbliebene Glocke von 85 cm
Durchmesser trägt den Text:
„Mich goss Rudolf
Oberascher aus München im Jahre 1923" Außerdem steht noch auf der Vorderseite: „Ex
Sumptibus" (d.h. aus einer großherzigen Spende).
Auf der Rückseite: „ITE AD Joseph" (geht zum hl. Joseph). Die Gemeinde hat 1949 erneut gespendet und zwei
kleinere Glocken bei der Gießerei Czudnowchsky in Erding bestellt. Somit
war mit der nach dem 2. Weltkrieg
verbliebenen kleinen Glocke wieder ein Geläute von 3 Glocken im Turm. Der Glockengießer überzeugte jedoch den
damaligen Kirchenpfleger, daß erst
eine vierte Glocke im Ton D den Klang vervollständigen würde. Im Jahre 1959 war die Gemeinde in der Lage,
zusätzlich diese Glocke im Ton D zu
erwerben. Somit hängen jetzt vier Glocken oben im Turm. Auch die 1949 neu
erworbenen Glocken haben Texte. Auf einer Glocke steht auf der Vorderseite „Hl. Leonhard Behuf das Vieh,
beschütz das Land vor Wasser, Flut
und Sonnenbrand" und auf der Rückseite: „SANCTI JACOB I ET MATTHÄE ORATE PRO NOBIS" (hl. Jakobus und
Matthäus bittet für uns), „gestiftet
von Jakob und Josef Dissinger.
Die andere Glocke von 1949 hat die Inschrift:
„SANCTE JOHANNES ORA
PRO NOBIS - Den Neufahrner Gefallenen und
Vermissten zum Gedächtnis
Erding 1949".
Die
1959 erworbene Glocke hat die Inschrift: „Marienglocke ORA PRO
NOBIS NUNC ET IN HORA MORTIS". (bitte für uns jetzt und in der
Stunde des Todes) 1959 Erding.
Das jetztige Glockenspiel ist auf den
Grundton D eingestimmt H A Fis D.
In seinem Bericht über den Transport und das Aufhängen
der Glocken im Jahre 1863 erwähnt Georg Mayr ein besonderes Ereignis: „1863 den 19-
ten August wurden unsere
Neuen Klocken Gegossen in Reichenhall von H. Andan
Oberacher Glockengieser von dort, welche aus gemeinde Kosten angeschaft sind, am 25. September wurden sie von
unsern Erzbisch in der Domkirche zu
Minchen geweiht und am 29ten wurden sie nachhauss Gefahren mit 4 Bferd und am 1. Oktober habs wir auf den
Turm gezogen und das erstmal das gebet geleitet.beim aufzihen ist das
seil Gebrochen mit der grossen Glocke, und
ist 12 Klafter herunter gefallen ohne den geringsten Schaden Got sei Danck 1863".
Innenraum der
Kirche
Da St. JOHANNES eine Chorturmkirche ist, wurde der eingezogene Chor im Erdgeschoß des
Turmes oben von einem gotischen Kreuzgewölbe mit kräftigen Rippen und einem runden
Schlußstein abgeschlossen. Das einschiffige Langhaus deckt eine hölzerne neuereFelderdecke. Die Ostwand des Schiffes, die gleichzeitig Turmwand ist, hat die Aufgabe
der Chorschranken zu
früheren Zeiten übernommen, nämlich, den Chor von dem Raum für die Gemeinde zu trennen. Ein Teil der hölzernen Balustrade
ist noch vorhanden.
In der linken Wand des Chorbogens befindet sich eine
spätgotische SAKRA-MENTSNISCHE
mit altem Eisengitter. Sie trägt für ihre Zeit typische Schmuckformen. Oben wird sie von einer Kreuzblume abgeschlossen. Im
Inneren wird eine Skulptur: „Christus an der Martersäule" aufbewahrt. Sie könnte 1. Hälfte 18. Jh. sein. Es ist Holz farbig
gefaßt mit einem neueren Glassturz.
Künstlerische Ausstattung der Kirche
Die Kunst in den Kirchen des Mittelalters
diente dazu, den Gläubigen, die nicht lesen konnten, die Heiligenlegenden
und Geschichten aus der Bibel mitzuteilen.
Die Buchdruckerkunst wurde von dem Deutschen Johannes Gutenberg (vor. 1400-1468), erfunden. Die erste gedruckte lateinische
Bibel lag 1455 vor. Eine Bibel in
deutscher Sprache wurde 1466 zum ersten Mal in Straßburg gedruckt. Da
man vorher nicht drucken konnte waren die Gläubigen bis auf eine kleine
Minderheit Analphabeten. Die Kirche war darauf
angewiesen, den Inhalt der Bibel durch eine Bildersprache weiterzugeben.
DER HOCHALTAR IM CHOR
stammt aus der Zeit um 1675-1680. Er wird im
Rahmenaufbau Lucas Herle zugewiesen. Dieser wird als fleißiger und begabter
Kistler (Kunstschreiner) beschrieben. Nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1650
erhielt er von seiner Mutter dessen Haus und Werkstätte.
Der Altar ist dreigeschossig und setzt sich zusammen aus
Predella 90
cm
Mittelteil 158
cm
Auszug mit Aufsatz 175 cm
Gesamthöhe also 423 cm und Gesamtbreite 216 cm
Vor der
Predella steht ein Tabernakel aus späterer Zeit, gekrönt von dem
AUFERSTANDENEN.
Das
Tabernakelkreuz stammt aus dem 17.Jh. Sockel und Kreuz sind
Nußbaum dunkel gebeizt, auch der Korpus ist aus Holz und gefaßt.
Auf den Auszügen des Mittelteils befinden sich Skulpturen, links
der hl. PAPST SILVESTER und rechts hl. JOHANNES EVANGELIST. Diese beiden Figuren stammen noch aus der Zeit der
Gotik, ungefähr von 1500, ebenso der
hl. JOHANNES d.T.. Diesem ist, als
Schutzpatron der Kirche, der wichtige Mittelschrein vorbehalten. Er wird von zwei
kannelierten Säulen flankiert.
Die Figuren haben besonders schöne Faltenwürfe. Die
Fassungen sind nicht aus der Zeit. Sie wurden später überarbeitet.
Der Altar hat keine gotischen Baldachine. Statt ihrer findet man
Rollwerksverzierungen. Die Verzierungen und Rahmungen sind vergoldet. Der hl. JOHANNES
d.T. (24. Juni) wird mit seinem Kreuzstab in der rechten Hand gezeigt. Das
Schriftband am oberen Ende des Stabs hat die Aufschrift: „Ecce Agnus
Dei". Es ist der abgekürzte Ausspruch von Johannes „Siehe, das ist das Lamm
Gottes, welches der Welt Sünde trägt." Dies sagte Johannes als Jesus am Tag nach
der Taufe zu ihm kam. In seiner linken Hand hält Johannes ein Buch auf dem
ein Lamm, Jesus das Lamm Gottes, liegt. Joh. 1,29 Der hl. JOHANNES EVANGELIST
(27. Dezember) ist mit dem Giftbecher in der Linken gezeigt. Mit der rechten Hand
segnet er diesen. Er wurde als Christ verfolgt und sollte durch das Gift sterben.
Doch er leerte den Becher ohne Schaden zu nehmen, nachdem er inbrünstig
Gott um Hilfe gebeten hatte.
Papst SILVESTER (31. Dezember), Römer von Geburt, Papst
von 314-335. Unter seinem Einfluß und Pontifikat wendete sich Kaiser KONSTANTIN zum Christentum und gab dem christlichen
Glauben und der Kirche die Anerkennung.
Silvester wird gezeigt mit der dreistufigen Papstkrone, der Tiara, einem Stab
mit drei Querbalken und, als individuelles Attribut, ein Buch.
In vielen anderen Darstellungen liegt neben ihm ein
Stier. Nach der Legende hat er einen, von einem Magier umgebrachten, Stier
wiedererweckt. Darum ist er auch Schutzpatron der Haustiere geworden.
Über dem Mittelteil bildet den oberen Abschluß des
Altars eine breite Attika mit der GOTT-VATER-BÜSTE. Diese ist eingerahmt von zwei
Rollwerksgiebeln. Sie wird Georg Wunderl zugewiesen. Georg Wunderl (1603-1690) hatte sowohl den
Beruf eines Malers als auch eines Bildhauers erlernt. Er war anerkannter Meister
einer neuen Werkstätte in Wolfratshausen nach dem 30jährigen Krieg. Er
arbeitete fast bis 1690 eigenständig. Man kennt keine Schüler von ihm.
Die GOTT-VATER-BÜSTEN im oberen Auszug
werden meist, so wie hier, als Halbfigur gezeigt. Es ist auch üblich, den Gott-Vater
mit der rechten Hand segnend und die Weltkugel in der Linken haltend, zu
zeigen. Im 17. Jh. hatten Gott-Vater-Büsten
in der Wolfratshausener Gegend große Bedeutung. Wunderl hat hier die strenge Pose mit frontaler Ausrichtung des Weltenherrschers durchbrochen, indem er als Zeichen
einer gütigen Hinneigung zu den
Gläubigen, Gott-Vater mit leicht geneigtem Haupte zeigt.
1684 wurde Anton Krinner (siehe Rosenkranzmadonna und
MARIA S. 3!) als Bürger und Nachfolger von Georg Wunderl in Wolfratshausen aufgenommen. Er führte
WUNDERLS Werkstätte fort, die im 18. Jh. unter Philipp Rämpel eine neue
Blütezeit erlebte.
Das KREUZ als Krönung des Altaraufsatzes ist
als Triumphzeichen Christi zu verstehen.
Die 12 APOSTEL aus Lindenholz auf den Wandkonsolen stammen ungefähr von 1700. Georg Mayr schreibt darüber in
dem Jahre 1862: „1862 hat ein Gewiser Schmit namen Johan Seitner die 12
Heiligen Abostl in unser Gotteshaus machen lasen welche 120 fl gekost haben,
ein Ammergauer hats Verfertigt und am
2ten Oktober selbst aufgehengt." Zu diesen scheinbaren Widersprüchen über das Alter der Figuren ist zu
erklären, daß Mitte 19. Jh. viele große wohlhabende Kirchen ihre barocke
Ausstattung verkauft haben. Sie war ihnen nicht mehr zeitgemäß. Die kleineren
Kirchen haben derartige Schmuckgegenstände
gern übernommen. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß es sich bei den 12 Aposteln um derartige
Stücke handelt. Es ist von Georg
Mayr nicht zu erwarten, daß er die Zusammenhänge genau durchschaute.
Der Sachverhalt ist ähnlich bei den KERZENLEUCHTERN. Vier
Leuchter stammen
aus der Zeit um 1700. Sie haben Dreibeinfuß, sind aus Holz geschnitzt und
gefaßt. Zwei Leuchter sind von Ende 18. Jh. dreiseitiger Fuß, Schaft rund
profiliert. Sie sind alle aus Holz und gefaßt. Auch hierüber schreibt Georg Mayr
im Jahre 1860: „Auch hat die Gemeinde sechs neue kerzenleichter machen lasen und kosten
90fl und die kanon dafelen buzn l fl und die Manstranz arbeiten lasen und buzn
kost 50 fl." Die Kerzenleuchter wurden auch von einer anderen Kirche
ausgeschieden. Die Monstranz wurde in Ordnung gebracht und geputzt und ebenso die
Kanontafeln.
Auf dem linken Seitenaltar steht eine MADONNA aus der 2.
Hälfte 17. Jh., aus Holz geschnitzt und gefaßt. Auf dem rechten Altar befindet sich ein hl.JOSEPHmitKind,19.Jh..
Am 16. IV1913 wird in der Note No. 21684 der königlichen Regierung in Oberbayern unter
dem „Betreff ENTFEUCHTUNG und RESTAURIERUNG" über die Kirche Neufahrn,
Pfarre Deining berichtet. Am 14.1.1916 Note No. 1018 heißt es: „Bei der erfolgten
Kirchenrestauration kam ein goth. Gemälde in Vorschein welches nach dem
Generalkonservatorium erhaltenswert ist, Christus und die Apostel."
Die Freilegung und Restaurierung verzögerte sich jedoch
bis zu den Jahren 1979-1980. An der Nordwand wurden auch verdeckte Fresken
festgestellt. Da die
barocken Fenster erst nachträglich eingefugt wurden, sind diese Fresken beschädigt und unzusammenhängend, so daß
eine Freilegung an dieser Wand nicht
geplant wurde.
Eine ROSENKRANZMADONNA
oben im Chorbogen befestigt, schwebt in der Öffnung zum
Chor. Sie stammt aus der
Zeit Ende des 17. Jhs. und wird Anton Krinner (ca. 1659-1729) zugeschrieben.
Maria wird hier als Himmelskönigin mit Krone und Szepter
gezeigt. Sie wird von einem
Strahlenkranz umgeben, „mit der Sonne bekleidet", gemäß Offbg. 12,1.
Das Jesuskind auf ihrem linken Arm zeigt mit der rechten
Hand den Segensgestus und trägt in der linken die Weltkugel. In dem Kranz
befinden sich fünf Medaillons
mit den Wundmalen Christi und fünfzig Perlen. Diese entsprechen den je zehn Ave Maria Gebeten, die zu jedem der fünf Gesätzchen gebetet werden. Krinner schuf diese Maria der Barockzeit entsprechend graziös und elegant in ihrer Bewegung. Seit 1500
ungefähr gibt es Rosenkranzmadonnen.
FRESKEN
Die Fresken an der Chorwand haben mehrere
wichtige Themen: Oben -JÜNGSTES GERICHT. In Schräg über Christus rechts und links je ein
Engel des Jüngsten Gerichts mit Krummhorn. An diesen Krummhörnern kann man in etwa die Zeit der Entstehung der Fresken ablesen. Sie sind um 1400
bekannt geworden und wurden dann im
Laufe des 15. und 16. Jh. weiterentwickelt. Zur Linken von Christus, als der ihm nächste, JOHANNES d.T. Er trägt
ein rotes Gewand mit goldener Borte.
Rot ist die Farbe der Macht Gottes und Gold
die Farbe des heiligen Geistes.
Als zweiter in der Reihe nach JOHANNES d.T.
JOHANNES EVANGELIST mit Giftbecher, der Lieblingsjünger Christi. Er trägt ein
rot-grünes Gewand. Grün ist die Farbe der Kardinaltugend HOFFNUNG, Rot eine Farbe Gottes.
Gemeinsam kennzeichnen sie eine Person, die Gott oder Jesus besonders liebt.
Weiter nach rechts fünf Apostel in
unterschiedlicher Sitzhaltung mit unterschiedlichem Faltenwurf und
Heiligenscheinen.
Zur Rechten von Christus die MUTTER GOTTES,
kniend und anbetend. Weiter nach links schließen sich sechs Apostel an. Auch
hier wieder sehr individuelle Darstellungen. Im Gewand von Maria kann man noch
einen bläulichen Schimmer entdecken. Blau als Symbolfarbe ist ihr und Christus
vorbehalten.
Blau ist die Farbe des Himmelsgewölbes und der Luft, die uns das Leben gibt.
In der mittleren Darstellung sehen wir auf
der linken Seite die Seligen. Sie werden von Petrus, gekennzeichnet durch den
Schlüssel zur Himmelspforte in seiner Hand, zur ewigen Seligkeit geleitet.
Wunderschön ist die Staffelung der Köpfe, so dass man der großen Anzahl der
Erlösten gewahr wird. In der gleichen Höhe rechts steht Erzengel Michael mit Schwert.
Er ist beim Jüngsten Gericht der Seelenwäger und der Vollzieher des göttlichen Willens.
Eine geschmiedete Kette mit starken Gliedern verhindert ein Entweichen der Verdammten. Der Teufel
mit Hörnern und langem Schwanz wartet auf die Verdammten.
Auf dem ganzen Fresko sind, entsprechend der
Ästhetik der Spätgotik, die Figuren schlanke, gestreckte Körper in harmonischer
Bewegung.
In der
untersten Reihe ganz links, nahe der nördlichen Seitenwand eine
SCHUTZMANTELMADONNA.
Eine
Madonna mit einem weiten ausgebreiteten Mantel, unter dem Gläubige jedes
Standes in bittender Haltung Schutz und Hilfe suchen und finden. In diesem Fresko wird gezeigt, wie die
tödlichen Pfeile an dem Mantel der Madonna
abprallen. Die Darstellung der Schutzmantelmadonna ist im 13. Jh. aufgekommen. Die Wurzel dafür ist in der
Rechtsprechung zu finden. Menschen, die schuldig geworden sind, wurden
aus den schützenden Mauern einer Stadt oder
jeglichen Gemeinwesens ausgewiesen. Doch, wenn es ihnen gelang, vor den Toren
den Mantel des Herrschers bei seinem Einzug in die Stadt zu berühren,
wurden sie begnadigt und in die Gemeinschaft wieder
aufgenommen. Aus dieser Rechtsgewohnheit ist die Vorstellung der Schutzmantelmadonna
geboren. Hier wird die Madonna als Himmelskönigin
mit Krone gezeigt; in blauem Gewand und rotem Überwurf oder Mantel.
Auf der rechten Seite der Chorwand haben wir unter der
Höllenszene eine KREUZIGUNG CHRISTI.
Christus ist in typisch gotischem Stil leidend
dargestellt, mit drei Nägeln am Kreuz befestigt. Das Kruzifix steht etwas
schräg im Raum. Dies ist ein Zeichen für Spätgotik. Links neben dem Kruzifix Maria und Maria-Magdalena, rechts die hl. Ursula, Vitus, Barbara, Katharina.
URSULA (21. Okt.) eine britische Königstochter,
unternahm mit 11000 Jungfrauen
eine Pilgerfahrt nach Rom. Bei der Rückreise wurde sie mit ihren Gefährtinnen von Hunnen, die Köln belagerten, mit
Pfeilen umgebracht. Die Legende wurde
immer weiter ausgesponnen. Letztendlich hatte die hl. Ursula mehrere Attribute:
Palme, Pfeil, Schiffchen, Ampel, Fahne und Jungfrauen.
VITUS (15. Juni)
Ist im Kindesalter von seinem Vater
geschlagen worden, weil er das Christentum nicht ableugnen wollte. Da dies nichts
nützte, hat man ihn in ein Zimmer mit jeglichem Luxus eingeschlossen, um ihn
zum Wohlleben zu verführen. Doch auch dies führte nicht zum Ziel. Er floh mit seinem
Erzieher Modestus und seiner Amme Crescentia. Ein Adler brachte ihnen in der
Einöde Speise. Später in Rom heilte er den Sohn von Kaiser Diokletian von
Besessenheit. Doch als er das Christentum ableugnen sollte, weigerte er sich. Er
überlebte ohne Schaden zu nehmen, als man ihn in einen Kessel mit glühendem
Pech, Blei
und Harz warf. Ein Löwe, dem man ihn zum Fraß vorwarf, leckte ihm die Füße. Danach wurde
er durch Folter zerfleischt, doch ein Engel brachte ihn an einen sicheren Ort.
Dort starb er. Seine Reliquien wurden 775 nach St. Denis gebracht, 887 nach
Corvey a. d.Weser. Ein Arm von ihm kam als Geschenk von Kaiser Heinrich
I. (919-936) nach Prag. Um diese Reliquie herum wurde von König Wenzel der
erste Veitsdom gebaut, (begonnen 1344). Darstellungen vom hl. Vitus gibt es
seit dem 15. Jahrhundert.
BARBARA (4. Dezember) Märtyrerin des 3. Jhs. Ihr Vater,
ein reicher Mann, bemühte sich vergeblich, sie vom christlichen Glauben abzubringen. Letztendlich enthauptete
er seine Tochter. Im ausgehenden Mittelalter wurde sie unter die 14. hl.
Nothelfer aufgenommen.
MARIA MAGDALENA (22. Juli) Ihre Legende geht zurück auf
das 12. Jh. und ist auch in
der 1263 von Bischof Jacobus de Voragine zusammengestellten Legenda Aurea zu finden. Er hat alle Heiligenlegenden in
seinem Buch gesammelt. Maria Magdalena war die Schwester von Martha und Lazarus. Sie hatte zu Magdala am See Genezareth
eine Besitzung und „fiel in Sünde".
Später erwählte sie jedoch den rechten Weg, wurde Jüngerin von Jesus, wusch
seine Füße, trocknete diese mit ihren Haaren und salbte sie. (Lukas 7,44) Nach Jesu Tod wurde sie mit ihren
Geschwistern in einem ruder- und
segellosem Boot auf das Meer ausgesetzt. Sie landeten in der Provence, wo Maria Magdalena ohne Nahrungsaufnahme auf
wunderbare Weise bis zu ihrem Tode
Buße tat.
Die beiden geschnitzten Seitenaltäre, die vor der
Restaurierung an den Wänden rechts und links des Chorbogens standen, wurden
nicht wieder in der Kirche aufgestellt, um die Wirkung der freigelegten
Fresken nicht zu beeinträchtigen. Sie wurden 1980/81 als Leihgabe in die
Kirche St. Sebald überführt. Der eine Altar von 1667/69 von Lukas Herle zeigt
Schnitzarbeiten aus dem 16. Jh. u.a. auch eine Hl. ANNA SELBDRITT. Der andere
Altar von 1645/50, der Wunderl zugewiesen wird, zeigt eine Sitzfigur des hl.
VITUS um 1520.
Diese Altäre verstärkten die symbolische Aussage der Kunst der Kirche St. Johannes. Die
Künstler Herle und Wunderl arbeiteten häufig zusammen.
PASSIONSWEG
An der Nord- und Südwand sind in Augenhöhe Bilder aufgehängt,
die in inniger
Gläubigkeit den Passionsweg Jesu darstellen. Es ist der Nachvollzug des Passionsweges
Jesu in U „Stationen". Vier Kreuzesstationen werden hier durch Doppelbalken
im Kreuz besonders hervorgehoben. 1.) Jesus fällt zum ersten Mal unter
der Last des Kreuzes, 2.) Die hl. Veronika reicht Jesus ihr Tuch, 3.) Jesus
stürzt nochmals, 4.) Longinus öffnet mit einer Lanze die Lende von Jesus, zum
Zeichen des eingetretenen Todes. (Joh. 19,34). Im 4. und 5. Jh. zeigte man diese Passionszyklen mit einem
Christus als jugendlichen, schönen Mann, als
Sieger. Im 12. Jh. wurde das Leiden in den Vordergrund gestellt. Diese Tendenz verstärkte sich bis in die
Spätgotik. Georg Mayr schreibt dazu:
„1843 hat Andan Schmid Hansen Sohn von hier den Kreizweg in der kirch machen lasen, wozu ich Georg Mayr die Ramen gemacht habe. 1846 hat derselbe 800 fl von der
lotori bekommen, dan hat er die
fenster den boden und die bestil Allein von seinem Geld machen lasen; nur die Gemeinde hat das holz geliefert, wobei ich
und meine Gesellen ferdint haben 93
fl 24 Kr. Herr Gieb im die Ewige Ruhe."
In der Kirche sind VORTRAGEKREUZE aus dem 17. und
beginnenden 18. Jh. Eines davon dient für Beerdigungen, es ist an dem Totenkopf zu
erkennen.
DIE KANZEL
stammt aus dem ....Jh. Sie ist geschmückt mit goldenen
Weinrebenblättern und Trauben. (Joh.15,5) „Ich bin der Weinstock, ihr seid die
Reben". An der Wand über dem Korb Gesetzestafeln der 12 Gebote. Im Unterfeld des Schalldeckels
ist eine Darstellung vom hl. Geist.
An der Westwand befindet sich ein HOLZEPITAPH für
Sebastian Feldkirchner, Bürger und Holzmeister in München und seine Familie, datiert
1637.
HOLZEPITAPH
Ein EPITAPH ist eine Gedächtnistafel für einen
Verstorbenen. Die Sitte einen Epitaph anfertigen zu lassen kam Mitte des 14. Jhs. auf.
Es gibt gemalte und plastische Epitaphe. Sie wurden bis zum Barock des 17.
Jh. immer prächtiger. Dieser Epitaph zeigt unten Abbildungen der Familie
Feldkirchner. Darüber links die hl. SEBASTIAN und VITUS, in der Mitte die TAUFE
CHRISTI durch JOHANNES d.T.
in Gegenwart eines Engels. Über dem Taufgeschehen schwebt der hl. Geist.
Rechts von der Taufe die GOTTESMUTTER und
am Rande die hl. AN NA-SELB D RITT. Eine
hl. ANNA-SELBDRITT ist eine Darstellung der drei Personen: hl. Anna als Mutter von Maria, Maria und der Jesusknabe.
Die hl. Anna hält auf ihrem linken
Arm das Jesuskind und auf ihrem rechten Arm Maria. Es gibt diese Darstellungen schon im 14. Jh.. Die Verehrung der
hl. Anna war im 15. und 16. Jh.
besonders verbreitet. Somit gibt es auch aus dieser Zeit von ihr sehr viele Darstellungen in der Kunst. Es ist immer
wieder zu beobachten, daß Heilige im
Laufe der Jahrhunderte zeitweise an Bekanntheit und Verehrung gewinnen oder verlieren.
Unten noch ein MEMENTO MORI (Gedenke, daß du sterben musst) mit dem wichtigsten Symbolen: dem Totenkopf, Kerzen,
Weihwasserpinsel und Weihwasserfass.
Eine STIFTUNGSTAFEL aus dem Jahre 1647 an der Nordwand neben der Chorwand zeigt eine ANNAKAPELLE.
Die
Kapelle steht am Fuße des Golgathahügels. Auf dem Hügel der Gekreuzigte mit
Johannes Evangelista und Maria. Ganz oben
nochmals rechts Johannes d.T. mit dem Lamm und links Maria mit dem Kinde. Am
unteren Bildrand die Stifterfamilie Feldkirchner, links der Vater mit fünf Söhnen und rechts die Mutter mit zwei knienden Mädchen und einem
Wickelkind. Hinter den Gruppen jeweils ein Schutzengel. Diese weisen zum
Golgathahügel. Offensichtlich soll
dieser Trost und Hilfe spenden. Die Engel werden begleitet von den hl.
SEBASTIAN und HELENA, darüber hl. VITUS und Kaiser KONSTANTIN.
Der hl.
SEBASTIAN (20. Januar) war schon im 4. Jh. ein hochverehrter römischer Märtyrer. Er war Offizier unter Kaiser
Diokletian. Da er sich zum christlichen Glauben bekannte, musste er den
Soldaten als lebendige Zielscheibe dienen. Er ertrug im Glauben an Gott alle
Leiden freudigen Herzens. Während der
Schießübungen blieb er bewusstlos liegen, man hielt ihn für tot. Doch er
wurde gesund gepflegt, bekannte sich weiterhin zum christlichen Glauben und wurde später mit Keulen erschlagen.
HELENA (18. August) Kaiserin, Mutter von Konstantin. (255-330)
Sie wurde 313 Christin und vollbrachte viele fromme Werke. Ihr wird
auch
die Auffindung des hl. Kreuzes und der Kreuzesnägel zugeschrieben.
KONSTANTIN (280-337)
Der erste christliche Kaiser. Er gab der Kirche durch sein
Toleranzedikt 313 die
Freiheit. In der Ostkirche ist er Heiliger, im Abendland Konstantin d.
Große.
Die ursprüngliche ANNAKAPELLE existiert nicht mehr. Sie wurde
neu gestiftet
im 19./20. Jh. als KRIEGERGEDÄCHTNISKAPELLE SEBASTIANI und LEONHARDIKAPELLE
Auf dem Altar der Kapelle ist ein Kruzifix
und eine Schmerzhafte Mutter Gottes (Ende 18. Jh.) und Figuren der hl. Sebastian und
Leonhard (6. November). Er hat viele Wunder vollbracht. Besonders gerühmt
wird er als Befreier der Gefangenen. Er war ein fränkischer Edelmann, lebte um
620. Seine Vita wurde im 11. Jh. geschrieben. Am 20.1. und am 6.11. wird in der Kapelle
ein Rosenkranz gebetet.
Die ORGEL der Kirche stammt aus dem Jahre
1860, erbaut von der Münchner Firma Joseph Frosch. 1916 wurden die Zinnpfeifen für
Kriegszwecke geopfert. Somit war 1980/81 eine grundlegende Renovierung und Ergänzung erforderlich.
Georg
Mayr schreibt darüber: „Im Jahre 1864 den 9ten Oktober wurde unsere neue Orgel zum Erstenmal Gespilt und zwar
von unsern Herrn Lehrer Zunderer auf kosten der Gemeinde Hergestellt, u. kostet
600 fl. Gg. Mayr StiftungsPflgr.
Im erzbischöflichen Archiv befindet sich eine „NOTE"
der Kirchgemeinde Neufahrn vom 31. VIII. 1909 an die Königliche Regierung von Oberbayern mit der Bitte, eine
neue Sakristei bauen zu dürfen.
Die alte Sakristei in Maßen von 3.20 x 2,75 m ist zu klein. Man möchte
eine größere
in Maßen 6,64 x 3,24 m errichten. Die Kosten werden auf 1200 Mark veranschlagt. Diese
sind so niedrig, weil Hand- und Spanndienste freiwillig geleistet werden und
das nötige Bauholz unentgeltlich aus der Gemeindewaldung gegeben wird und auch ein
Ortseinwohner Bauholz aus seinem Vorrat
geben will gegen späteren Wiederersatz aus der Gemeindewaldung. Der
Erweiterungsbau wurde genehmigt, die alte Sakristeitüre blieb erhalten. In
der Sakristei befindet sich eine MADONNA, die ihr Kind mit beiden Händen hält. Es ist anzunehmen, daß sie zu den
drei frühen Heiligenfiguren vom Hochaltar gehört..
Georg Mayr schreibt im Jahre 1860 über die
Opferbereitschaft der Gemeindemitglieder: „1860 hat eine Allte Katharin Hanpfstingl
Hampfsfingl Tochter von hier
das Ganze Gotteshaus samt den 3 Alteren Buzte lasen was im Ganzen gekostet hat 300 fl
und eine Verwittibte Anna Grez Scheftlmayrin
von Ergerzhausen Gebirtig von
Neufahrn hat den Tabarnackl Ganz neu machen lasen, welcher 60 fl gekostet hat diesen zwei sei Ewiger Dank
gesagt".
LITERATUR:
DER GROSSE BROCKHAUS Band 10,1956 AUGUST FRANZEN, Kleine Kirchengeschichte,
Herder 1965 DENKMÄLER in Bayern, Band 1.5, Karl M.Lipp Verlag 1994 Wörterbuch der
Kunst, Kröner Verlag 1995
Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst, Alfred
Druckenmüller
Verlag 1943
Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten, ö. Auflage
1968 Steuerbuch
von 1538 des Landgerichts Wolfratshausen Gemeindeblatt Oktober 1974 Archiv des
Erzbistums München-Freising Kunstdenkmäler des Königreiches Bayern
Kunstdenkmäler des Regierungsbezirkes Oberbayern I. Theil 1895 B.C.Ganter, Die
Werkstätten der Wolfratshauser Altarkistler und Bildhauer im 17 Jh. tuduv
Studie 1984
Schematismus 1996/97 Erzdiözese München und Freising Dehio/Gall,
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler-Oberbayerns Deutscher Kunstverlag
1964
Gauchronik 1919-1989 Trachtenverband Loisachgau
Georg MAYR, Abschrift und Auszug von einer handgeschriebenen „Zeitschrift"
(Chronik) in dem Steuerbüchlein: „Nr. 24 Messner in Neufahrn mit einer
Zeitschrift" 1812-1883 Musikinstrumente der Welt, the Diagram Group, Prisma
Verlag GmbH 1
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